Aufgrund der Tatsache, dass viele Unternehmen Dienstzeugnisse als wertvollen Hinweis auf den Charakter des Bewerbers und deren erbrachte Leistung heranziehen, darf die Bedeutung der Zeugnisse nicht übersehen werden.

Was dein Zeugnis beinhalten darf und was nicht und wie du es richtig liest, erklären wir dir!

Hauptfunktion

Das Dienstzeugnis dient als Nachweis über deine zurückliegenden Dienstverhältnisse und einem zukünftigen Arbeitgeber als Informationsquelle über deine Fertigkeiten und Qualifikationen.

In Österreich sind Arbeitgeber nur dazu verpflichtet ein Zeugnis auszustellen, in dem Dauer und Art der Dienstleistung beschrieben werden (=einfaches Zeugnis). Es gibt jedoch keinen Rechtsanspruch auf die Ausstellung eines qualifizierten Zeugnisses. Die Bewertung der Arbeitsleistung und der Tätigkeiten im Arbeitszeugnis erfolgt freiwillig!

Einfaches Dienstzeugnis

Dieses ist eine reine Beschäftigungsbestätigung, die Auskunft über Art und Dauer der Beschäftigung gibt. 

Unter Dauer versteht sich der Beginn und das Ende des Dienstverhältnisses. 

  • Beispiel: Herr XY, geboren am …, in …, war in der Zeit von … bis … in der Abteilung … als … tätig. 

So ist bspw. irrelevant, ob du am Ende des Arbeitsverhältnisses dienstfrei gestellt warst oder Urlaub konsumiert hast. Karenzurlaube und Krankenstände sind ebenso irrelevant und gehören nicht in das Zeugnis. 



Wenn das Dienstverhältnis seitens Arbeitgeber beendet wurde, dann ist diese im Zeugnis nicht zu erwähnen. Der Hinweis, dass es eine Kündigung seitens Dienstgeber war, schließt nämlich eine Entlassung nicht aus und würde die Erlangung einer neuen Arbeitsstelle erschweren. Wenn du kündigst, kann diese aber wohl in deinem Sinne im Zeugnis angegeben werden.

  • Beispiel: Frau XY verlässt auf eigenen Wunsch zum …, um beruflich weiterzukommen.

Die Art deiner Dienstleistung muss so beschrieben werden, dass sie nachvollziehbar für den zukünftigen Arbeitgeber ist und einen Einblick in den Aufgabenkreis gewähren. 

  • Beispiel: Frau XY war in unserem Unternehmen in verschiedenen Funktionen tätig. Dazu zählen: …

Qualifiziertes Dienstzeugnis

Neben Personaldaten und Tätigkeitsbeschreibungen beinhaltet das qualifizierte Zeugnis zusätzliche Angaben wie Leistungs- und Verhaltensbeurteilungen. 

Das Kernstück des Zeugnisses ist die Positionsbeschreibung und sollte möglichst aussagekräftig formuliert sein. Abhängig von der Position sind Angaben zum Verantwortungsumfang und Vollmachten sowie Kompetenzen wichtig. Je verantwortungsvoller die Tätigkeit, desto umfassender muss sie auch beschrieben sein.



Die Leistungsbeurteilung enthält Beurteilungen der Fähigkeiten und Kenntnisse und die sogenannte Zufriedenheitsformel (Bsp: zu unserer vollsten Zufriedenheit). 

  • Beispiel sehr gute Beurteilung: Herr XY zeichnete sich durch eine sehr hohe Arbeitsmoral aus.
  • Beispiel gute Beurteilung: Herr XY zeichnete sich durch eine hohe Arbeitsmoral aus. 

In einem guten qualifizierten Dienstzeugnis ist auch das Sozialverhalten zu bewerten. Hier wird ein zusammenfassendes Bild über deine Eigenschaften und dein gesamtes betriebliches Verhalten abgegeben. 

  • Beispiel bei sehr guter Beurteilung: Sein Verhalten gegenüber Kollegen und Vorgesetzten war stets vorbildlich.
  • Beispiel bei befriedigender Beurteilung: Sein Verhalten gegenüber Vorgesetzten und Kollegen war einwandfrei.

Die Schlussformulierungen sollten auch nicht fehlen. Zu einem guten Dienstzeugnis gehören Dank und Bedauern dazu - ihr Fehlen würde den Wert der vorausgehenden positiven Aussagen mindern und negativ beurteilen.

  • Beispiel sehr gut: Wir danken ihm für seine außergewöhnlichen Leistungen und die angenehme Zusammenarbeit. Wir bedauern sehr, diesen ausgezeichneten Mitarbeiter zu verlieren…
  • Beispiel befriedigend: Wir danken ihr für ihre Leistung und bedauern ihr Ausscheiden. 

     

Erschwernisverbot

Nachteilige Formulierungen sind in Dienstzeugnissen verboten! Zwar steht dem Dienstgeber frei, ob er das Zeugnis auf Leistung und Verhalten ausdehnt (=qualifiziertes Zeugnis), jedoch muss das Zeugnis für dich günstig sein. So darf zwischen den Zeilen kein negatives Gesamtbild zu verstehen sein. 

Beispiele für unzulässige Formulierungen: 

  • “der Arbeitnehmer war stets bemüht, die ihm übertragenen Arbeiten zu unserer Zufriedenheit zu erledigen”

    Das heißt man war zwar bemüht, die Arbeit wurde aber nicht von einem hinreichenden Erfolg gekennzeichnet. Diese Formulierung erschwert eine neue Anstellung und ist daher unzulässig.
  • “Korrekte Einhaltung von Dienstzeiten” und “sehr schnelle Erledigung übertragener Aufgaben”

    Der Arbeitnehmer hat mangelnde Bereitschaft für allfällige Mehrarbeit
  • “hat alle Aufgaben ordnungsgemäß erledigt”

    Diese Formulierung bedeutet übersetzt "zeigte wenig Eigeninitiative"
  • “trug durch seine Geselligkeit zum guten Betriebsklima bei”

    Was zunächst positiv klingt, bedeutet eigentlich "tratscht viel" und ist somit ebenso unzulässig.

Falls du in deinem Zeugnis unzulässige Formulierungen entdeckst und es nicht ordnungsgemäß geschrieben wurde, dann kannst du die erneuerte Ausstellung bei deinem ehemaligen Arbeitgeber verlangen (bei Misserfolg kann das Zeugnis auch eingeklagt werden).