Manche tun es im Pyjama. Manche erledigen es mitten auf dem Küchentisch. Andere kapern dafür sogar das Zimmer ihrer Kinder. Home-Office ist hartes Business. Wenn klassische Tipps bei dir nicht greifen, probier diese Kniffe.

Arbeit zwischen Couch und Kindern, Lärm und verlorenem Rhythmus. Um die exponentielle Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen, arbeiten so viele Menschen wie nie zuvor aus dem Home-Office. Für manche ein Traum. Doch die Tücken der Telearbeit machen sich immer wieder gnadenlos bemerkbar.

Am Anfang herrschte das Chaos. Da wir alle gut organisierte Macher sind, haben wir die ersten technischen Herausforderungen überwunden, uns mit Tipps zur Telearbeit aus dem Netz versorgt und Grenzen geschaffen. Zwischen Arbeitsecke und Freizeitbereich. Zwischen ruhiger Telefonzeit und Kinder-Radau-Einlagen. In diesen ersten Wochen der Eingewöhnung haben wir viel geschafft. Nach dieser Anfangsphase stellen wir aber auch fest: In manchen Punkten machen wir einfach keine Fortschritte. Bei jedem hakt es woanders. Für 3 häufig auftretende „Haken“ haben wir hier eine Light-Version der üblichen Home-Office-Tipps. Für eine besonders einfache Umsetzung.

Härtefall 1: „Im Home-Office bekommt mich keiner in die Kleidung für die Arbeit.“

Ein sehr verbreiteter und sehr sinnvoller Tipp, den wir im Netz gefunden haben: Zieh dich morgens an, als würdest du das Haus verlassen und an deinen Arbeitsplatz fahren. Der Vorteil dieses Tipps liegt klar auf der Hand: Die Arbeitskleidung kommuniziert dem eigenen Kopf, dass nun Reinhängen statt Abhängen angesagt ist. Somit steigen die Chancen auf gewahrte Professionalität und Produktivität auch vom heimischen Wohnzimmer aus.

Die Arbeitskleidung steigert zwar die Disziplin. Allerdings benötigt es auch bereits einiges an Disziplin, um bis dahin zu kommen. Der innere Schweinehund sagt: Wenn du schon zu Hause arbeitest, dann sollst du auf den Komfort-Vorteil nicht verzichten. Nun sind Schweine und Hunde ja recht kluge Tiere. Wenn du sie also nicht ganz ignorieren kannst oder möchtest, dann haben wir hier die Light-Variante des Basis-Tipps für dich. Dasselbe Prinzip wird angesprochen, die Hemmschwelle aber deutlich verringert.

Idee fürs Home-Office: Uniform-Socken. Du musst nicht von Kopf bis Fuß in Arbeitskleidung stecken. Um den Mechanismus für dich abzurufen, bist du mit einem Kleidungs-Teil, das für dich Arbeit bedeutet, auch gut bedient. Ein gelungener Kompromiss kann zum Beispiel aus einer bequemen Stretch-Hose und einer Bluse bestehen. So kann mit der anschmiegsamen Beinbekleidung ein Stück heimischen Komforts ausgelebt werden. Die Bluse zieht aber die Reißleine beim freien Fall in die Tiefen des Herumlungerns. Der Kragen kommuniziert uns mental, dass wir uns beim Arbeiten befinden. Zu empfehlen ist der Blusenkragen nur, wenn er auch sonst Teil deiner Berufskleidung ist. Finde ein Kleidungsstück, das du mit einem typischen Arbeitstag verbindest, und mach es zu deiner Uniform.

Im Extremfall kann es sich sogar um einen bestimmten Socken-Stil handeln. Zum Beispiel: bunte Sportsocken für die Freizeit, aber sobald die schwarzen Anzug-Socken übergestreift werden, beginnt die Dienstzeit. Wichtig ist, dass du deine Uniform ausschließlich für die Arbeitsstunden verwendest. Hausschuhe stellen auch eine gute Wahl dar. Einfache „Schlapfen“ simulieren im Home-Office das Schuhwerk, das gewohnter Weise am Arbeitsplatz getragen wird. Zum Feierabend werden sie dann in hohem Bogen „abgeworfen“.

Wer morgens vor dem Gang zur Arbeit üblicherweise Parfüm auflegt oder Rasierwasser benutzt, der sollte diese Gewohnheit im Home-Office beibehalten. Gerüche sind intensiv mit dem Gedächtnis verknüpft. Dein Kopf wird sich bei Wahrnehmung der Duftstoffe daran erinnern, dass jetzt ein Arbeitstag beginnt. Auch Düfte können also zur täglich getragenen Dienst-Uniform gehören.

Härtefall 2: „Diese Ruhe zum Arbeiten war bei mir leider ausverkauft.“

Ein weiterer sehr sinnvoller Rat, der in keiner gehaltvollen Liste für Home-Office-Tipps fehlt, bezieht sich auf ein ruhiges Arbeitsumfeld. Für produktives Arbeiten am Computer sollte die Konzentrationsfähigkeit gegeben sein. Ein ruhiges Plätzchen zum Arbeiten zu finden, ist aber oft gar nicht so leicht. Für jemanden, der alleine lebt, ist das so einfach wie den Fernseher auszuschalten. Wenn eine ganze Rasselbande an Kindern im Nebenraum tobt, gestaltet sich das schon deutlich schwieriger bis unmöglich. Und oft ist auch der Luxus dieses Nebenraums nicht machbar. Wenn dieser wertvolle Tipp an der Realität deiner Situation scheitert, kann dir vielleicht diese Idee weiterhelfen.

Idee fürs Home-Office: weißes Rauschen. Eine bewusst gewählte Sound-Kulisse hilft, irritierende Umgebungsgeräusche auszublenden. Musik kann daher der Konzentration zuträglich sein. Für tatsächliche Produktivität ist es optimal, wenn keine Sprechpassagen enthalten sind. Instrumentale Klänge oder Naturgeräusche eigenen sich gut, um dieses positive Grundrauschen herzustellen. Vielleicht helfen dir also der Sound eines Gewitterregens, klassische Konzert-Orchester oder die Instrumental-Versionen deiner Lieblingssongs.

Das Tempo des Beats sollte ruhig genug sein, um eine entspannte Arbeitsatmosphäre zu schaffen, aber dynamisch genug, um dich auf Touren zu bringen. Wo genau dieser Ideal-Bereich liegt, hat viel mit deinem persönlichen Empfinden zu tun. Wichtig ist noch, für einen kontinuierlichen Arbeitsfluss zu sorgen und nicht ständig nebenher neue Musikstücke herauszusuchen. Wähle daher vor Arbeitsbeginn eine längere Playlist oder setze eine Schleife: Einfach im Browser irgendwo auf der Youtube-Videoanzeige die rechte Maustaste klicken und dann „Wiederholen“ auswählen. Fertig ist der Beat auf Repeat.

Härtefall 3: „Von einem fixen Arbeitsbereich kann ich nur träumen.“

Ein wundervoller Tipp in einer idealen Welt ist die Einrichtung eines eigenen Arbeitszimmers: Eine Tür, die sich schließen lässt. Ein Schreibtisch-Sessel, der den Namen verdient. Eine Arbeitsfläche, auf der sich Arbeitsunterlagen strukturiert ausbreiten lassen. Davon träumt der Home-Office-Worker. Die Sinnhaftigkeit dieser Maßnahme kann gar nicht überbewertet werden. In so vielen Fällen ist ein echtes Arbeitszimmer aber einfach keine Option.

Die Realität: Väter, die sich in krummer Sitzhaltung im Kinderzimmer einquartieren und bei Videotelefonaten darauf hoffen, dass die ungeladenen, rosafarbenen Meeting-Teilnehmer aus Plüsch für ihre Gesprächspartner nicht ins Bild rücken. Mütter, die mit Laptop und Dokumenten den Esstisch in Beschlag nehmen und snackende, bröselnde Familien-Mitglieder wie Tauben zu verscheuchen versuchen. Manche haben ihr Büro-Camp auch im Schlafzimmer aufgeschlagen. Dabei ist eine mentale Trennung zwischen Regenerations- und Produktivitäts-Phasen so entscheidend. Für die Arbeitsmoral aber genauso fürs Abschalten nach getaner Arbeit.

Idee fürs Home-Office: Denk-Zone. Zusätzlich zu unzureichenden Bedingungen an diesen improvisierten Arbeitsorten, handelt es sich um Stellen, welche immer wieder geräumt werden müssen. Kommt das Essen auf den Tisch, muss das Büro ins Schlafzimmer übersiedeln. Legt sich der Partner mit Kopfweh ins Bett, müssen die Arbeitsutensilien ins Kinderzimmer verfrachtet werden. Spätestens zur Schlafenszeit der Kinder muss auch hier wieder alles raus. Um trotz ständigen Übersiedelns ein Stück Kontinuität zu wahren, ist es hilfreich Elemente zu finden, die deine Denk-Zone markieren. Besonders gut eignet sich eine ausgiebige, flächige Unterlage, womöglich ein einfaches Tischtuch. Wo auch immer du nun dieses Tischtuch ausbreitest, befindet sich offiziell dein Büro. Die ständig wechselnden Umgebungen, die sehr ablenkend und konzentrationsmindernd sein können, rücken durch diese gestaltete und gleichbleibende Zone in den Hintergrund. Das Tischtuch, auf dem du alle deine Arbeitsutensilien ausbreiten kannst, dient dir als Basis-Camp. Zumindest dein unmittelbares Sichtfeld kannst du so kontrollieren und beständig halten.

Wichtig ist natürlich, dass du deine gewählte Unterlage auch wirklich nur zum Arbeiten einsetzt. Wenn es ans Essen geht, muss die Arbeits-Unterlage weg und ein andersfarbiges Tischtuch eingesetzt werden. Die wiederkehrende Verbindung zwischen deiner festgelegten Arbeits-Unterlage und dem konzentrierten Verfolgen beruflicher Aufgaben wird schnell zu einem gelernten, kognitiven Muster. So gewinnst du trotz Wander-Büro deinen mentalen Fokus und deinen Flow zurück.