Bereits vor 2020 war es ein Thema, die Corona-Pandemie hat die Situation sogar noch weiter verschärft: Die Rede ist vom anhaltenden Fachkräftemangel, der sich immer weiter zuspitzt. Der Mangel an Fachkräften betrifft inzwischen viele Branchen. Von Arbeitskräften in Produktion und Logistik bis hin zu Spezialisten in Bereichen wie Informatik, überall werden händeringend gute Leute gesucht.

Um herauszufinden, ob ein Bewerber die ideale Besetzung für freie Stelle ist, ist kein Zeitpunkt so gut geeignet wie das Vorstellungsgespräch. Ob persönlich vor Ort oder auch digital per Video: Beim Vorstellungsgespräch handelt es sich um eine der entscheidendsten Phasen des gesamten Recruiting-Prozesses. Deswegen sollten Vorstellungsgespräche auch gut vorbereitet und durchdacht sein. Schließlich wollen sich weder Sie noch der Kandidat nur zu einem netten Plausch treffen. Es geht darum, herauszufinden, wie gut Sie zueinander passen.

Der Schlüssel im Vorstellungsgespräch.

Vorstellungsgespräche sind eine außergewöhnliche Situation. Das gilt einerseits für den Bewerber, aber andererseits auch für das einstellende Unternehmen. Beide Seiten möchten ihre glänzendste Seite präsentieren. Deswegen ist es umso wichtiger, diese Gelegenheit zu nutzen, auch hinter die Fassade zu blicken. Schließlich geht es nicht nur darum, die Fähigkeiten und Erfahrungen eines Bewerbers zu beurteilen. Ob ein Kandidat die richtige Wahl ist, hat entscheidend auch damit zu tun, ob er zum Unternehmen und zum Team passt, ob er das Team bereichern würde oder auch, ob er und die Führungskraft harmonieren würden.

Was ist also der Schlüssel zum Erfolg beim Vorstellungsgespräch? Um weniger geeignete Kandidaten auszusortieren und die optimale Person herauszufiltern, müssen Sie die richtigen Fragen stellen. Je besser Sie vorbereitet sind, desto größer ist die Chance, dass Sie die beste Wahl treffen werden.

Dimensionen zur Evaluierung.

Wie finden Sie nun heraus, wer die Idealbesetzung wäre? Um das möglichst zielführend zu ermitteln, haben wir drei Fragen-Dimensionen identifiziert, die Sie im Vorstellungsgespräch durchgehen sollten:

  1. Wie gut passt ein Bewerber zur ausgeschriebenen Stelle?
  2. Wie gut passt ein Bewerber zur Führungskraft?
  3. Wie gut passt ein Bewerber ins Unternehmen als Ganzes?

Wenn Sie sich auf diese drei Bereiche konzentrieren, können Sie ganz gezielt Fragen stellen und so die geeignetste Person finden.

Im Folgenden haben wir eine ganze Reihe von möglichen Fragen für die drei genannten Dimensionen zusammengestellt. Betrachten Sie diese als einen Fragenpool für den Anfang oder als Inspirationsquelle. Nicht jede Frage ist für jede Person und jedes Unternehmen gleichermaßen relevant; im Gegenzug fallen Ihnen sicherlich weitere Fragen ein, die Sie unbedingt abklären möchten.

Wie gut passt ein Bewerber zur ausgeschriebenen Stelle?

Innerhalb dieser Dimension finden Sie heraus, ob ein Bewerber über die benötigten Kompetenzen und relevante Erfahrungen verfügt, um die Stelle bestmöglich ausfüllen zu können. Außerdem finden Sie heraus, ob die Person tatsächlich daran interessiert ist, die anfallenden Aufgaben auszuführen und je nach Position, ob sie bereit ist, sich an geltende Sicherheitsbestimmungen am Arbeitsplatz zu halten.

  • Was waren in der aktuellen oder vorherigen Position Ihre Hauptaufgaben?
  • Beschreiben Sie ein schwieriges Problem, das Sie in Ihrer letzten oder der aktuellen Position lösen mussten.
  • Geben Sie ein Beispiel für einen Fehler, den Sie bei der Arbeit gemacht haben. Was hat dazu geführt, dass Sie diesen Fehler gemacht haben, und wie haben Sie ihn behoben?
  • Welche Aspekte Ihrer bisherigen Arbeitsstellen empfanden Sie als stressig?
  • Was hat Ihr Vorgesetzter in Ihrer letzten Leistungsbeurteilung als Ihre größten Stärken bezeichnet? 
  • Welche Entwicklungsbereiche wurden identifiziert?
  • Was wäre Ihrer Meinung nach der interessanteste oder angenehmste Teil in dieser Position? Warum?
  • Was wäre Ihrer Meinung nach der schwierigste und herausforderndste Teil in dieser Position? Warum?
  • Auf welche anderen Stellen haben Sie sich im Rahmen Ihrer derzeitigen Stellensuche beworben bzw. welche anderen Stellen haben Sie in Betracht gezogen?
  • Was hat Sie an diesen Positionen interessiert?

Antworten interpretieren.

Suchen Sie nach Bewerbern, die bereits früher ihre Kompetenz und anhaltendes Interesse an einer Position wie der von Ihnen angebotenen bewiesen haben.

Wenn ein Bewerber erst wenig Erfahrung hat, versuchen Sie herauszufinden, wie es um Eigenschaften wie Gewissenhaftigkeit, Interesse und die Fähigkeit, Neues zu lernen, bestellt ist. Fragen Sie sowohl die Fähigkeiten (technische Kenntnisse und Erfahrung) als auch die Bereitschaft (Vorlieben und Kriterien) ab. Technisch kompetente Mitarbeiter kündigen oft aus Mangel an Interesse oder Motivation.

Wie gut passt ein Bewerber zur Führungskraft?

Für die alltägliche Zusammenarbeit ist es unerlässlich, dass Führungskraft und Angestellter zumindest bis zu einem gewissen Grad kompatibel sind. Das kann Faktoren wie die Persönlichkeit, Wertvorstellungen und Erwartungen einschließen. Insbesondere das Verhältnis zwischen Kandidaten und direkten Vorgesetzten sollte stimmen. So sollte ein Kandidat auch den Führungsstil seines direkten Vorgesetzten akzeptieren können.

Beschreiben Sie die beste Führungskraft, die Sie je hatten, und was Sie an ihr geschätzt haben.

  • Erzählen Sie von dem Vorgesetzten, der Sie am besten motivieren konnte. Was genau hat Sie inspiriert?
  • Beschreiben Sie die Führungskraft, für die Sie am wenigsten gerne gearbeitet haben. 
  • Was hat Sie am meisten gestört?
  • Waren Sie einmal mehr als einer Person gleichzeitig unterstellt? 
  • Wie haben Sie in dieser Situation die Prioritäten für Ihre Arbeit gesetzt?
  • Geben Sie ein Beispiel für ein konstruktives Feedback, das Sie von einer Führungskraft erhalten haben. Wie haben Sie reagiert?
  • Wie viel Anleitung haben Sie in Ihrer letzten Position von Ihrem direkten Vorgesetzten erhalten?
  • Sind Sie der Meinung, dass dieses Maß an Betreuung genau richtig, zu viel oder zu wenig war?

Antworten interpretieren.

Achten Sie darauf, dass Vorgesetzter und neuer Mitarbeiter zueinander passen, indem Sie den Stil der Führungskraft im Hinterkopf behalten. Kann die Führungskraft diesen Mitarbeiter motivieren? Würde sie konstruktives Feedback geben, das der Kandidat annimmt? Würde das Ausmaß an Anleitung dem entsprechen, was der Bewerber braucht und wünscht? Ein Kompromiss kann für alle Beteiligten kostspielig und mit Stress verbunden sein. Doch wenn Sie es richtig machen, werden die Ergebnisse für sich selbst sprechen.

Wie gut passt ein Bewerber ins Unternehmen als Ganzes?

Für diese Dimension haben wir uns Fragen überlegt, mithilfe derer Sie Kandidaten identifizieren können, die in das jeweilige Arbeitsumfeld passen und davon motiviert werden, die gut mit ihren Teammitgliedern zusammenarbeiten können und die Unternehmenswerte respektieren.

  • Was wissen Sie bereits über das Unternehmen? Was gefällt Ihnen an unserem Unternehmen am besten?
  • Für welche Unternehmen haben Sie in der Vergangenheit gearbeitet?
  • Für welches Unternehmen haben Sie am liebsten gearbeitet und warum?
  • Wo haben Sie die beste Teamarbeit erlebt?
  • Warum war dieses Team so erfolgreich?
  • Geben Sie ein Beispiel für jemanden, mit dem die Zusammenarbeit für Sie schwierig war. Warum?
  • Wann hatten Sie zuletzt Schwierigkeiten, eine Aufgabe zu bewältigen? Vor welcher Herausforderung standen Sie? Wen haben Sie um Hilfe gebeten?
  • Beschreiben Sie eine Situation in einem früheren Job, in der Sie etwas tun sollten, mit dem Sie nicht einverstanden waren. Was haben Sie da gemacht?
  • In welchen Arbeitsumgebungen haben Sie bisher gearbeitet (Großraumbüro, Arbeitsnische, Einzelbüro)? 
  • Welche war Ihnen am liebsten und warum?

Antworten interpretieren.

Im Allgemeinen dürften gute Kandidaten überwiegend positive Erfahrungen mit früheren Arbeitgebern gemacht haben. Teamplayer werden eher „wir“ als „ich“ verwenden, wenn sie von ihren Leistungen erzählen und zeigen, dass sie die Ziele des Teams verstehen und dafür Verantwortung übernehmen. Meinungsverschiedenheiten zwischen Kollegen sind unvermeidlich. Achten Sie daher auf die Fähigkeit eines Bewerbers, solche Situationen konstruktiv zu lösen.

Download

Unseren Fragenkatalog zu den drei beschriebenen Dimensionen können Sie sich gerne auch kompakt als PDF herunterladen.

Wenn Sie gerne weitere Informationen zu diesem Thema oder zum Thema Recruiting allgemein haben, zögern Sie bitte nicht, mit uns Kontakt aufzunehmen. Wir beraten Sie gerne!