Blicke, Gesten, Haltung: Im Bewerbungsgespräch spricht nicht nur der Mund. Die Körpersprache gibt Einblick in Emotionen, Selbstbewusstsein und Haltung. Doch Achtung: Interpretation braucht Fingerspitzengefühl.

Warum nonverbale Kommunikation im Recruiting wichtig ist

  • Offene Körperhaltung: Aufrechte Sitzposition, ruhige Gestik, entspannter Blick – oft ein Zeichen für Selbstbewusstsein und Präsenz.
  • Verschränkte Arme: Kann auf Abwehr, Unsicherheit oder einfach Kälte im Raum hindeuten.
  • Vermeidender Blickkontakt: Mögliches Zeichen für Nervosität, aber auch kulturell bedingt oder ein Hinweis auf Introversion.
  • Unruhige Bewegungen: Wippen, Zappeln oder ständiges Berühren des Gesichts können auf Stress, Unsicherheit oder Überforderung hindeuten.

Spiegelverhalten: Wenn Kandidat:innen Körpersprache oder Mimik der Gesprächspartner:innen unbewusst übernehmen, deutet das oft auf Sympathie und soziale Intelligenz hin.

Male with glass and red blazer sitting in a green chair talking to a female sitting in a green chair
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Achtung: Keine vorschnellen Urteile! 

Ein einzelnes Körpersignal ist kein eindeutiger Beweis. Es braucht immer den Gesamteindruck und eine Verknüpfung mit der verbalen Kommunikation. Ein:e Bewerber:in, der/die mit gesenktem Blick spricht, kann dennoch überzeugende Inhalte liefern.

Tipps für die Praxis

  1. Beobachten, nicht interpretieren: Notieren Sie konkrete Verhaltensweisen („blickt häufig auf den Boden“), nicht Ihre Deutung („ist schüchtern“).
  2. Kontext beachten: Ist die Körpersprache konsistent mit dem Gesagten? Gibt es äußere Faktoren, die das Verhalten beeinflussen könnten?
  3. Zweifel durch Nachfragen klären: Beispiel: „Sie wirken gerade etwas unruhig – liegt das an der Frage?“
  4. Kulturelle Unterschiede berücksichtigen: In manchen Kulturen gilt direkter Blickkontakt als unhöflich. Informieren Sie sich über Diversitätsaspekte.
  5. Nicht nur auf Körpersprache verlassen: Sie ist ein Puzzlestück, keine alleinige Entscheidungsgrundlage.

Körpersprache im digitalen Gespräch

Auch in Video-Interviews lässt sich Körpersprache beobachten, etwa durch Mimik, Blickführung und Stimmlage. Achten Sie dabei besonders auf:

  • Blick in die Kamera (statt auf sich selbst)
  • Klar verständliche, modulierte Stimme
  • Aktive Beteiligung durch Nicken oder kurze Bestätigungen

Technische Probleme, Zeitverzögerung oder fehlende Blickachsen erschweren jedoch die Interpretation. Bleiben Sie bei virtuellen Gesprächen besonders aufmerksam und nachsichtig.

Körpersprache lesen – mit Gefühl und Verstand

Die Körpersprache liefert wertvolle Zusatzinformationen im Interview, aber nur, wenn sie reflektiert genutzt wird. Eine gute Beobachtung schärft das Gesamtbild, ersetzt aber nicht den professionellen Interviewprozess. Wer sich nicht von ersten Eindrücken täuschen lässt und aufmerksam fragt, gewinnt oft tiefere Einblicke – jenseits der Worte.

Über den Autor
Patrick Cilif
Patrick Cilif

Patrick Cilif

Head of Sales

Patrick Cilif ist Head of Sales für Randstad in Österreich. Der bestens vernetzte Wiener ist Vater von zwei Töchtern, talentierter Fußballer und bringt zudem auch über 15 Jahre Erfahrung im HR-Bereich mit.

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