Das Recruiting von qualifizierten Arbeitskräften, um schwankende Produktionsziele zu erreichen, kann für Personalverantwortliche ein ständiger Kampf sein. Jeden Tag kann man beobachten, wie schwierig es ist, qualifiziertes Personal einzustellen und zu binden. Außerdem sieht man in der gesamten Branche immer weniger qualifizierte Bewerbungen und eine geringe Zahl von zurückkehrenden Mitarbeitern.

Im Jahr 2020 hat das produzierende Gewerbe (wie jeder andere Industriezweig auch) die Auswirkungen der COVID-19-Pandemie zu spüren bekommen. Zu den vielen Folgen der Krise gehört ein Rekordanstieg der Arbeitslosigkeit in den Ländern, die der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung angehören.

Doch trotz dieses Anstiegs der Zahl der Arbeitssuchenden wird der Fachkräftemangel auch weiterhin eine Herausforderung für produzierende Unternehmen bleiben, da es weiterhin Lücken zwischen den von den Unternehmen benötigten Kompetenzen und jenen, die auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sind, geben wird. Unternehmen kämpfen mit einem Mangel an Facharbeitern, da die Aufgaben immer technischer und anspruchsvoller werden. Zugleich entscheiden sich immer weniger Menschen für eine Aus- und Weiterbildung in Sektoren wie dem produzierenden Gewerbe. 

Mehrere Trends verstärken das Ausmaß dieser Qualifikationslücke. Dazu gehören eine alternde Belegschaft mit vielen Leuten, die in Pension gehen, die Auswirkungen der Robotisierung und ein angespannter Arbeitsmarkt. 

Hier sind einige der größten Recruiting-Herausforderungen, mit denen Produktionsunternehmen derzeit konfrontiert sind, und einige Ratschläge zur Bewältigung dieser Herausforderungen.

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Wie produzierende unternehmen den Fachkräftemangel 2022 bewältigen können.

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Herausforderungen beim Recruiting von kompetenten Arbeitskräften in der Produktion

Ein Image-Problem

Viele Menschen nehmen das verarbeitende Gewerbe als unattraktiv wahr. Vielleicht noch beunruhigender sind die Beobachtungen von Seema Pajula, Vizepräsidentin und Leiterin von US Industries and Insights bei Deloitte, die sagte, dass angehende jüngere Mitarbeiter das verarbeitende Gewerbe als „langweilig, veraltet und nicht kreativ“ ansehen. In einer Umfrage von Deloitte gaben 45% der Befragten eine „negative Wahrnehmung gegenüber der verarbeitenden Industrie“ als Grund für die erwarteten offenen Stellen an. Das sind schlechte Nachrichten für Personalverantwortliche in diesem Sektor. 

Für Frauen könnte die Arbeit im verarbeitenden Gewerbe noch unattraktiver sein, da es sich immer noch um eine Branche handelt, die sehr von Männern dominiert wird. Eine globale Studie des Weltwirtschaftsforums ergab, dass Frauen nur 20% der Arbeitskräfte im verarbeitenden Gewerbe und in der Produktion ausmachen.

Die daraus potenziell resultierenden wirtschaftlichen Auswirkungen sind enorm: Laut Deloitte werden bis 2028 Produktivitätsverluste von bis zu 2,5 Billionen Dollar durch unbesetzte Stellen erwartet. Unternehmen müssen mit Branchenorganisationen zusammenarbeiten, um für Frauen und junge Menschen attraktiver zu werden. 

Wie kann der Sektor also junge Menschen ansprechen, die die Zukunft der Branche repräsentieren? Für die jüngere Generation sind Inklusion sowie Umweltbewusstsein und soziales Gewissen weitaus wichtiger als für frühere Generationen. Die Art und Weise, wie Sie Ihre Werte, Ihr Unternehmen und Ihre Leute präsentieren, muss diese jüngere Generation ansprechen.

Lehrberufe, in denen junge Menschen durch eine praktische Ausbildung am Arbeitsplatz Kompetenzen und Erfahrungen erwerben und sich einer lokalen handwerklichen Ausbildung unterziehen, sind eine Methode, um jungen Menschen einen Weg in eine Karriere im verarbeitenden Gewerbe zu ebnen. Um die talentiertesten jungen Leute anzuwerben, muss sich jedoch die Wahrnehmung der Branche zum Besseren wenden.

Die Auswirkungen von Automatisierung und Robotisierung

Es hat immer die Befürchtung gegeben, dass neue Technologien weniger Arbeitsplätze bedeuten würden. Die Realität ist jedoch, dass neue Technologien oft andere Möglichkeiten schaffen. Eine Studie von Deloitte aus dem Jahr 2015 zeigte, dass die Technologie in den vorangegangenen 144 Jahren mehr Arbeitsplätze geschaffen als zerstört hat.

Eine weitere Analyse von Deloitte hob hervor, dass bei richtiger Anwendung der Automatisierung positive Auswirkungen auf Produktivität, Mitarbeiterengagement und Kundennutzen erzielt werden können. In der Studie wurde Amazon als Beispiel dafür genannt, wie ein Unternehmen die Automatisierung nutzen kann, um die Lagerhaltung zu skalieren und Waren in Spitzenzeiten schnell zu versenden und gleichzeitig den Zeitaufwand für die Schulung der Mitarbeiter zu reduzieren.

Um das Image des verarbeitenden Gewerbes zu modernisieren, sollte der Einsatz von Automatisierung und Robotisierung im Mittelpunkt stehen. In Zukunft werden Sie wahrscheinlich beobachten können, dass die Art der Stellen, für die Sie rekrutieren, sich ändern und mit dem technologischen Fortschritt andere Kompetenzen erfordern wird.

Alternde und in Pension gehende Belegschaft

In den USA ist fast ein Viertel der Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe über 55 Jahre alt. Im Vereinigten Königreich ist das verarbeitende Gewerbe einer von vier Industriezweigen (zusammen mit dem Gesundheitswesen, dem Einzelhandel und dem Bildungswesen), die zusammen fast die Hälfte aller Arbeitnehmer über 50 Jahre in der Wirtschaft ausmachen. Sie wissen wahrscheinlich, dass einer der Gründe für den Arbeitskräftemangel in diesem Sektor die hohe Zahl von Menschen ist, die kürzlich in den Ruhestand getreten sind oder sich dem Pensionsalter nähern. Ältere Mitarbeiter sollten geschätzt werden. Das Wall Street Journal berichtet, dass in der Eurozone laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zwischen 2012 und 2018 85% des Beschäftigungswachstums auf Mitarbeiter im Alter zwischen 55 und 74 Jahren zurückzuführen waren. 

Sie müssen das Beste aus einer alternden Belegschaft machen und den Verlust von Fachwissen und Kenntnissen begrenzen, wenn erfahrene Mitarbeiter in Pension gehen. In unserem Leitfaden „Die Zukunft der Arbeit im produzierenden Gewerbe: Überwindung des Fachkräftemangels“ erfahren Sie, wie es BMW gelungen ist, die Produktivität um 7% zu steigern, indem wichtige Schritte unternommen wurden, um der alternden Belegschaft entgegenzukommen.

Auswirkungen von politischen und sozio-ökonomischen Veränderungen

Die COVID-19-Krise stellt eines der größten Hindernisse dar, die die verarbeitende Industrie in der jüngsten Vergangenheit zu überwinden hatte. Die Pandemie hat Unternehmen gezwungen, neue Wege zu beschreiten, um der Nachfrage gerecht zu werden und im Geschäft zu bleiben. Gleichzeitig müssen sich Unternehmen beispiellosen Herausforderungen im Personalwesen stellen und versuchen, ihre Mitarbeiter zu schützen. Lücken in der Belegschaft, die durch unvermeidliche Entlassungen und Krankenstände entstanden sind, erfordern einen neuen Recruiting-Ansatz, wobei sich die wachsende Zahl der befristet Beschäftigten für viele Unternehmen als wertvolle Quelle für Talente erwiesen hat. 

Auch politische Veränderungen wie der Brexit wirken sich weiterhin deutlich auf das verarbeitende Gewerbe aus. Im Vereinigten Königreich zeigen Regierungsdaten, dass eine wachsende Zahl von EU-Bürgern nach der Brexit-Abstimmung begann, den Staat zu verlassen. Strengere Grenzkontrollen und Reisebeschränkungen, die durch Entwicklungen wie den Brexit und COVID-19 entstanden sind, könnten ebenfalls die Möglichkeiten einschränken, aus Übersee zu rekrutieren.

Fachkräftemangel kann für jeden Personalverantwortlichen eine Herausforderung darstellen. Bei der Entwicklung Ihrer Recruiting-Strategie ist es wichtig zu überlegen, wie Sie innovativer sein könnten, insbesondere bei befristet beschäftigten Mitarbeitern.

Das verarbeitende Gewerbe muss mehr auf die Weiterbildung von Arbeitskräften setzen

Um das Qualifikationsdefizit zu überwinden, ist die Weiterbildung Ihrer Arbeitskräfte unerlässlich. Industry Week berichtete, dass 29% der Beschäftigten in der verarbeitenden Industrie glauben, dass ihre Qualifikationen jetzt oder in den nächsten Jahren überflüssig sind bzw. sein werden, während 38% glauben, dass dies in den nächsten 4 bis 5 Jahren der Fall sein wird. 

Trotzdem bilden die meisten Produzenten ihre Mitarbeiter nicht weiter und investieren nicht in eine Ausbildung, um sie an das Unternehmen zu binden. Eine kürzlich von Tooling U-SME durchgeführte Umfrage mit dem Titel „The True Cost of Turnover“ (Die wahren Kosten des Umsatzes) hat gezeigt, dass nur 36% der Unternehmen im produzierenden Gewerbe Mittel für die Mitarbeiterentwicklung aufwenden, jedoch zwei von fünf Unternehmen eine jährliche Personalfluktuation von mindestens 20% haben. Was können Sie also tun, um diese Herausforderungen zu bekämpfen?

Die Optimierung Ihrer Zeitarbeiter ist wesentlich. Indem Sie eine Strategie entwickeln, anhand der Sie die Vorteile flexibler und befristet beschäftigter Mitarbeiter voll ausschöpfen können, übernehmen Sie die Kontrolle über die Faktoren, die Sie beeinflussen können, und bringen Ihr Unternehmen in die beste Position für die Zukunft. Da so viele Beschäftigte in der verarbeitenden Industrie glauben, dass ihre Fähigkeiten in den nächsten fünf Jahren überflüssig sein werden, ist es entscheidend, die Qualifikationslücke zu überwinden.

Erfahren Sie mehr und lesen Sie Randstads Leitfaden zur Bekämpfung des Fachkräftemangels im produzierenden Gewerbe.

Wie produzierende Unternehmen den Fachkräftemangel 2020 bewältigen können.

Eine der größten Sorgen der Unternehmen im produzierenden Gewerbe ist der Fachkräftemangel, der durch Faktoren wie das „Image-Problem“ der Branche und eine alternde Belegschaft noch verschärft wird. Die Einstellung hochqualifizierter Talente mit einschlägiger Erfahrung wird für Unternehmen noch wichtiger werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben.

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Über den Autor
Margit Eisschiel
Margit Eisschiel

Mag. Margit Eisschiel

Key Account Director Randstad Austria

Margit Eisschiel ist Sales und Key Account Director für Randstad Österreich und verfügt über langjährige Erfahrung in der Personalbranche. Seit 1998 im Unternehmen hat sie zuvor viele Jahre als Niederlassungsleiterin Randstads Geschäft in Salzburg erfolgreich ausgebaut.