Fairness ist das Fundament eines jeden guten Auswahlprozesses. Dennoch schleichen sich oft unbewusste Vorurteile, auch Unconscious Bias genannt, in unsere Entscheidungen ein. Diese mentalen Abkürzungen helfen unserem Gehirn, komplexe Informationen schnell zu verarbeiten. Im Recruiting führen sie jedoch dazu, dass wir Kandidaten aufgrund von Herkunft, Geschlecht, Alter oder Ähnlichkeiten zu uns selbst bevorzugen oder benachteiligen. Das Ergebnis ist nicht nur unfair, sondern schadet auch dem Unternehmen, weil Potenzial übersehen wird.
Was sind typische unbewusste Vorurteile?
Unconscious Bias tritt in vielen Formen auf. Zu den bekanntesten gehören:
Affinitätsfehler
- Wir bevorzugen Menschen, die uns ähnlich sind, sei es durch den gleichen Bildungshintergrund, ähnliche Hobbies oder einen vergleichbaren Werdegang.
Halo Effekt
- Eine einzelne positive Eigenschaft, zum Beispiel ein beeindruckender früherer Arbeitgeber, überstrahlt alles andere und führt zu einer undifferenziert positiven Gesamtbewertung.
Horns Effekt
- Das Gegenteil des Halo Effekts. Eine einzige negative Information, etwa eine Lücke im Lebenslauf, färbt die gesamte Wahrnehmung negativ.
Bestätigungsfehler
- Wir suchen gezielt nach Informationen, die unsere bereits bestehende Meinung über eine Person bestätigen, und ignorieren widersprüchliche Fakten.
Wie Sie Vorurteile aktiv reduzieren: 4 praktische Schritte
1. Bewusstsein schaffen
Der erste Schritt ist die Anerkennung, dass niemand frei von Vorurteilen ist. Regelmäßige Schulungen für alle am Recruitingprozess beteiligten Personen helfen dabei, die eigenen Denkmuster zu erkennen und zu hinterfragen.
2. Prozesse standardisieren
Strukturierte Interviews, bei denen allen Bewerbern die gleichen Fragen in der gleichen Reihenfolge gestellt werden, schaffen eine objektive Vergleichsbasis. Einheitliche Bewertungsbögen sind hierbei unerlässlich.
3. Fokus auf Fakten legen
Definieren Sie vorab klar, welche Kompetenzen und Fähigkeiten für die Stelle entscheidend sind. Bewerten Sie Kandidaten ausschließlich anhand dieser Kriterien, nicht nach Sympathie oder Bauchgefühl.
4. Diverse Interviewteams einsetzen
Beziehen Sie Personen mit unterschiedlichen Hintergründen und Perspektiven in den Auswahlprozess ein. Ein diverses Gremium trifft ausgewogenere und fairere Entscheidungen.
Faire Prozesse sind kein Zufall
Die Neutralisierung von Unconscious Bias ist eine kontinuierliche Aufgabe. Sie erfordert Selbstreflexion, klare Strukturen und den Willen, Entscheidungen bewusst und datengestützt zu treffen. Unternehmen, die dies meistern, schaffen nicht nur fairere Prozesse. Sie gewinnen auch Zugang zu einem größeren Talentpool und bauen stärkere, vielfältigere Teams auf.